Sonntag, 22. Januar 2012

Was ist typisch an der DLH?

Schaut man sich Fotografien von heute lebenden Deutsch Langhaarkatzen an, so fällt als erstes das halblange bis lange Fell auf. Das gibt es so bei einigen anderen Rassekatzen auch und ist ganz und gar kein eindeutiges Identifizierungsmerkmal. Worin unterscheiden sich nun aber die verschiedenen Katzenrassen voneinander?

Neben der allgemeinen Körperform, ist die Form des Kopfes das wesentliche Merkmal, an dem ein Kenner z.B. eine Norwegische Waldkatze von einer Maine Coon unterscheidet. Will man Deutsch Langhaarkatzen so erhalten, wie sie einst waren, orientiert man sich am besten an Katzen, wie sie auf alten Fotografien oder auf Zeichnungen eindeutig als DLH beschrieben wurden und kann so die schriftlichen Angaben von Prof. Schwangart konkretisieren.

Deutsch Langhaar
(aus "Die Deutsche Katzenzucht", 1938)
Der Erstbenenner unserer Rasse beschreibt den Kopf im Unterschied zum damaligen Perser folgendermaßen "Nun stellt aber der richtige Perser – Muster waren die Stücke des „Cat Club de France et de Belgique“ auf der letzten Dresdner Ausstellung, auch die Berliner zeigte solche Importen -, ein stark einseitiges Zuchtprodukt dar, mit seinem mopshaft überstumpfen, wenn auch noch so interessanten und imposanten Gesicht und seiner klobig vorgetriebenen Stirn, und ihm steht ein ursprünglich gearteter Formtyp von Langhaar gegenüber, mit freilich ebenfalls breitem Kurzkopf und –gesicht aber abgeschrägter Stirn und längerem, geradem oder sanft gewölbtem, statt persermäßig eingezogenem Nasenrücken. Diese Form, welche der unseres Kurzhaartigers, etwa auch der bei unserer europäischen Wildkatze entspricht, müßte, wäre sie auch nicht so schön, schon mit Rücksicht auf ihr Normalgepräge unserem Langhaar erhalten bleiben." (aus: Tierbörse, 1929)


Führt man sich vor Augen, dass Perser zu Zeiten Schwangarts eine bei weitem nicht so kurze Nase hatten wie viele heutige Perser, dürfte klar sein, dass die Deutsch Langhaarkatzen nichts mit Katzen gemein hatten, die heute oft als "Perser mit Nase" bezeichnet werden. Historische Bilder zeigen tatsächlich Katzen mit zwar rundlichen Köpfen, die aber von der Schädelform her wesentlich mehr einer Europäischen Kurzhaarkatze entsprechen als historischen Persern.

Fuchs von der Rheinburg
Auch der hochprämierte DLH-Kater "Fuchs von der Rheinburg" zeigt die typischen von Schwangart beschriebenen Merkmale: der Schädel geht mit einem sanften Schwung in einen im Vergleich zum Perser langen Nasenrücken über. Es ist nicht einmal der Ansatz zu einem Stopp zu erkennen. Der rundliche Eindruck wird zum einen durch die stumpf endende Schnauze verstärkt, zum anderen vom offenen Gesichtsschädel. D.h. die Augen sind nicht tief eingesetzt und der Nasenrücken erhebt sich nur flach über die hohen Wangenknochen.

Sehr schön ist bei Fuchs auch zu erkennen, dass die Backen glatt anliegen und die Schnurrhaarkissen ohne sich deutlich abzusetzen in die Wangen übergehen.

Die relativ großen, ausdruckstarken Augen sind leicht oval und mäßig schräg gestellt. Dies verleiht der DLH einen freundlichen Ausdruck, der sich dadurch von oft grimmig wirkenden Persern unterscheidet. Verantwortlich dafür ist das mit einer gleichmäßigen leichten Rundung verlaufende obere Augenlid, das bei Persern meist leicht überschnitten ist.

Schon bei jungen Kätzchen kann man die für die Deutsch Langhaarkatzen typischen Merkmale erkennen. In seinem in mehreren Auflagen Mitte des 20.Jahrhunderts erschienenen Buch "Unsere Katze" zeigt Otto Fehringer mehrere schöne Fotografien von Deutsch Langhaarkatzen, um das Aussehen der Rasse zu verdeutlichen. Unter dem folgenden Foto steht als Bildunterschrift: "Cremfarbige Deutsch-Langhaar, Jungtiere. Profil ganz anders als bei den Persern." Tatsächlich sind die abgebildeten Kätzchen kaum mit Perserkitten zu verwechseln und sind sehr typvolle Vertreter ihrer Rasse.

aus "Unsere Katze" von Otto Fehringer (1942)

Obwohl zwischen den heutigen Deutsch Langhaarkatzen und den historischen Abbildungen teilweise mehr als 70 Jahre liegen, besitzen die letzten reinrassigen Nachkommen der ursprünglichen DLH zu Schwangarts Zeiten aus der Zucht von Frau Aschemeier immer noch die für ihre Rasse typischen Merkmale.
 
Schätzchen (aus der Zucht
von Frau Aschemeier)
Schätzchens Kopf ist rundlich und etwas länger als breit, die stumpf endende Schnauze entwickelt sich harmonisch aus dem Gesichtschädel, in den die großen, leicht ovalen Augen flach eingesetzt sind. Die flache Stirn geht in einem sanften Schwung in den Nasenrücken über, der sich zum Nasenspiegel hin leicht römisch wölbt. Auch Schätzchens Nasenrücken erhebt sich nur leicht über die Wangenknochen und gibt ihrem Gesicht den für DLH typischen Gesichtsausdruck.

Wie bereits an den historischen Beispielen erläutert wurde, haben auch die letzten originalen Deutsch Langhaarkatzen nichts an sich, wodurch man sie für Perser halten könnte.

Durch die beschriebenen Merkmale unterscheidet sich die DLH von anderen Katzenrassen. Sie gilt es zu erhalten und in die Zucht dort einzubringen, wo sie noch nicht in ausreichendem Maß vorhanden sind, was durch die leider notwendige Einkreuzung von Foundationtieren bedingt ist.

Dass die DLH-Züchter auf einem guten Weg sind, zeigen die sehr vielversprechenden Jungtiere aus dem ersten Wurf von "Bär von der Wassermühle":


Nanook von Germangora

Nidi von Germangora

Nell von Germangora



Auch das für eine Deutsch Langhaarkatze typische Profil ist bei dem rechts abgebildeten Jungkater gut zu erkennen. Die Stirn ist nicht wie beim Perser aufgewölbt, sondern zeigt nur eine leichte Rundung. Mit einem eleganten Schwung geht sie harmonisch in den Nasenrücken über. Schön ist auch die leicht römische Form zu erkennen, d.h. der Nasenrücken zeigt in Seitenansicht einen leicht konvexen Bogen.