Freitag, 17. Juni 2011

Der letzte Mohikaner

Aus heutiger Sicht finde ich es erstaunlich, dass Schwangarts Idee einer pflegeleichten und ursprünglichen Langhaarkatzenrasse gegen Ende des 20. Jahrhunderts fast völlig in Vergessenheit geriet - vor allem wenn man bedenkt, dass gleich nach Einführung der neuen Ausstellungsklassen 1929 Deutsch Langhaarkatzen zahlreich auf den ersten Katzenausstellungen in Berlin, München, Leipzig, Magdeburg, Düsseldorf und Hannover vertreten waren. Man kann in den Ausstellungsberichten so klangvolle Züchternamen wie "von der Hohen Pforte", "von Goldhausen", "vom Münchener Kindl" oder "von der Moorweide" lesen. Teilweise reisten Züchter durch halb Deutschland, um ihre Deutsch Langhaarkatzen anderen Katzenliebhabern zu zeigen.

In vergleichsweise kurzer Zeit wurde die Rasse so bekannt, dass Künstler sie vor rund 75 Jahren auf Ansichtskarten verewigten:

Historische Ansichtskarte

Was aber geschah mit diesen schönen Langhaarkatzen nach dem Zusammenbruch alter Ordnungen und Traditionen in den Wirren des 2. Weltkrieges? Viel ist nicht darüber zu finden, aber regelmäßig wurde die Schwangart'sche Katzenrasse auch in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts in Fachbüchern erwähnt. Kennern von Katzenrassen war sie also sehr wohl noch in Erinnerung, auch wenn die Öffentlichkeit keine Notiz mehr von ihr nahm.

Verständlicherweise widmeten sich immer weniger Züchter der Zucht von Deutsch Langhaarkatzen und man könnte meinen, dass sie zur Jahrtausendwende völlig ausgestorben wäre, wenn 2005 Dagmar Thies nicht folgendes in ihrem Buch "Rassekatzen züchten" erwähnt hätte:

"Doch auf der damaligen Basis, wird seit 1968 die Zucht dieser besonders freundlichen, menschenbezogenen Rasse von R. Aschemeier, vor allem mit Tabbyzeichnung sowie in Rot und Schwarz, fortgesetzt..."

Es gab also 2005 noch mindestens eine Zucht, die sich seit fast 40 Jahren der Deutsch Langhaarkatze widmete und es gab Katzenkenner, die wussten, wer R.Aschemeier war. Es stellte sich heraus, dass Frau Renate Aschemeier, eine inzwischen hochbetagte Dame, über so lange Zeit ihrer Rasse die Treue gehalten und daran geglaubt hatte, dass diese schönen Katzen es wert wären, erhalten zu bleiben. Trotz aller Schwierigkeiten eines solchen Alleinganges über Jahrzehnte sind die Katzen von Frau Aschemeier typische Deutsch Langhaarkatzen und die Ähnlichkeit zu historischen Zeichnungen sind unverkennbar:

Bär, black tabby mc. Kater

historische Ansichtskarte

Auch die wenige Fotografien von Deutsch Langhaarkatzen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigen diesen Typ von Katze, mal mit etwas mehr, mal mit etwas weniger Fell:

Fuchs von der Rheinburg (Bundessieger 1932)

DLH aus "Unsere Katze" von Otto Fehringer (1942)

Bömmel, black tabby mc. Katze

Schätzchen, black tabby mc. Katze

Doretta, black Katze

Ilex , black tabby mc. Kater

Zu schön wäre es gewesen, wenn diese letzten Deutsch Langhaarkatzen, die in direkter Linie auf die DLH aus Schwangarts Zeiten zurückgehen, die Basis eines Erhaltungszucht-Projektes hätten werden können. Aber leider zeigte sich, dass fast alle das fortpflanzungsfähige Alter schon überschritten hatten. Deshalb liegen jetzt alle Hoffnungen auf dem schwarz getigerten Bär, der durch seine Nachkommen den Grundstock einer echten Deutsch Langhaar-Erhaltungszucht legen könnte.

Bär von der Wassermühle, black tabby mc. Kater

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